Liebe Leserinnen und Leser,
Flüchtlinge sind das beherrschende Thema in diesen Wochen. Wie können sie untergebracht werden? Wie viele werden noch kommen? Wie gelingt eine Willkommenskultur?
Leuchtende Kürbisse und geschmückte Strohballen erinnern dagegen an die Ernte in der Landwirtschaft. Zwei Themen, die nichts miteinander zu tun haben?
In Erntefesten erinnern Vorführungen an die Mühen der Ernte vor 50, 60 Jahren. Aber auf diese Weise möchte niemand mehr ernten: im Herbst mit den Händen auf dem Feld Kartoffeln aufsammeln, in Säcke füllen und einlagern. Ernte mit viel Handarbeit ist schon lange Vergangenheit.
Und doch wird geerntet, nicht nur Futter für das Vieh, sondern auch Nahrungsmittel für uns Menschen. Ernte scheint beherrschbar zu sein, schon lange wird von Tier- und Pflanzenproduktion gesprochen. Als seien landwirtschaftliche Betriebe wie Fabriken, die ihre Produktion genau steuern.
Danke sagen wurde uns in der Kindheit beigebracht: „Was tust du, wenn du ein Geschenk bekommst? Du sagst Dankeschön.“ Folglich danken wir für Geschenke. Gott danken hieße dann, ihm für seine Geschenke danken. Aber was hat Gott uns denn geschenkt? Etwa die Ernte, trotz aller menschlicher Arbeit?
Ja, wer nachdenkt, wird entdecken, dass das Wesentliche im Leben Geschenk ist: unser Leben überhaupt, dass wir denken, reden, die Welt gestalten können. Im Blick auf die Ernte sind es Wachstumsprozesse. Die können wir beeinflussen, aber nicht machen.
Es tut uns gut, hin und wieder innezuhalten und ins Staunen kommen, in das Staunen über das Leben. Vom Staunen ist es nur ein kleiner Schritt zum Danken.
Und dann entdecken wir auch: wir haben genug, mehr als genug. Wir haben viel, um auch Flüchtlinge an unserem Lebensstandard teilhaben zu lassen. Wer verlässt ohne Not seine Heimat und bezahlt viel für das Unterkommen in einem fremden Land?
Am Ende haben wir viel Grund zum Danken, nicht nur für die Ernte. Danken ist ein Thema, das nie zu Ende ist. Dankbar werden auch für den Arbeitsplatz, für die riesige Auswahl beim Einkaufen, für das eine oder andere mutmachende Erlebnis mit Flüchtlingen.
In der Bibel stehen diese Worte: „Lobe den Herren, meine Seele und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.“ (Psalm 103, 2)
Entdecken Sie Gott im Staunen über das Leben!
Das wünscht Ihnen Ihr Pastor Friedrich Kanjahn